Blick ins Kino
Blick ins Kino: POOR THINGS – Povere Creature! von Yorgos Lanthimos
Kein armes Hascherl! Bella Baxter ist die spannendste Filmfigur der letzten Jahre. Die Heldin aus Yorgos Lanthimos’ Fantasy-Arthouse-Film „Poor Things“ ist ebenso seltsam wie modern. Vordergründig eine Variante von Frankensteins Monster, steht sie symbolisch für eine Selbstermächtigung, die gerade für eine weibliche Figur noch immer keine Selbstverständlichkeit ist.
Blick ins Kino: Hommage an die Großmutter
Den Italienern war sie bisher als Komikerin und TV-Moderatorin bekannt, doch die Römerin Paola Cortellesi scheint auch Regie im Blut zur haben. Ihr erster Film „C'é ancora domani“ (Es gibt noch ein Morgen) ist nach nur 2 Wochen im Kino zum italienischen Film des Jahres geworden.
Die Weltschriftstellerin und ihr Schweizer
Der nächste Bachmannpreis für Literatur wird zwar erst wieder im Sommer verliehen, aber schon diese Woche ist im Kino ein preiswürdiger Film über die Namenspatronin der Klagenfurter Tage der deutschsprachigen Literatur zu sehen. Die Grande Dame des bundesdeutschen Kinos, Margarethe von Trotta, hat sich der berühmtesten Kärntner Weltschriftstellerin angenommen im Spielfilm „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“.
S’Landl sauber halten: Naturdoku heute im Kino
Heute ist Weltaufräumtag. Doch mit dem eigenen Kinderzimmer ist es dabei nicht getan. Beim International World Cleanup Day geht eh um den Naturlebensraum und der ist auch vom Müll bedroht. Das macht die Doku „The North Drift – Plastik in Strömen“ deutlich, die heute in Kooperation mit dem Südtiroler Fischereiverband im Filmclub Bozen gezeigt wird. Denn darin geht es um die Verschmutzung der Meere mit Plastik.
2 Kapitäne ihres Lebens
Kapitäne gibt es in Venedig viele. Diese Woche steuerte jedoch ein besonderer sein Schiff in die Lagune. „Io Capitano“ von Matteo Garrone feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb der Mostra und kommt nun gleich danach in die italienischen Kinos. Der Film erzählt die Geschichte des Teenager Seydou, der den Weg vom Senegal nach Europa antritt und dann auf der letzten Etappe dieser lebensgefährlichen Reise zum Kapitän des Flüchtlingsbootes nach Italien auserkoren wird.
Intime Explosion
Oppenheimer“ gelingt das schier Unmögliche. Nein, nicht die Entwicklung der Atombombe in nur 3 Jahren. Darum geht es in dem epischen Biopic überraschenderweise nur an der Oberfläche. Dem Film „Oppenheimer“ mit seinem Regisseur Christopher Nolan gelingt ein Hollywood-Sommerblockbuster im größtmöglichen Ausmaß, der eine überaus intime, psychologische Geschichte erzählt, die ernsthafter nicht sein könnte.
Romantische Lebenslinien
Im Englischen ist das Wort „Serendipity“ gebräuchlich. Eine gewisse Art des glücklichen Zufalls, der sich wunderbar auf romantische Filme übertragen lässt. Denn die Romantik, wie sie die Moderne erfunden hat, gedeiht am besten als schicksalshafte Intervention, der die Protagonisten ausgeliefert sind. Ein bisschen trifft das auch auf die beiden Hauptdarsteller im Film „Past Lives“ zu.
Diesseits und Jenseits der Gefühle – Kriminalgeschichte kommt in die Kinos
Der Film „Bis ans Ende der Nacht“ von Christoph Hochhäusler kommt in die Kinos. Im Thriller will ein verdeckter Ermittler mithilfe eines Ex-Häftlings einem Kriminellen auf die Schliche kommen. Aus diesem gemischten Doppel entspinnt sich eine ebenso düstere wie spannende Großstadt-Kriminalgeschichte.
Keine Tiroler Helden: Da Hofa am Manaslu
„Sturm am Manaslu“ heißt der neue Bergfilm von Reinhold Messner. Es ist ein Film über die Wiederbegegnung der Überlebenden 50 Jahre nach der Expedition am Manaslu, die 2 Todesopfer zu beklagen hatte. Material für den Film sind einige Fotos und die Funksprüche von damals, die Messner mit modernen Flugaufnahmen illustriert.
Französischunterricht auf der Sturmhöhe
Glückliches Leben wird in „Emily“ keines erzählt, aber ein intensives. Emily Brontë hat ihren Roman „Wuthering Heights – Sturmhöhe“ vor etwa 175 Jahren geschrieben. Kurz darauf starb sie mit nur 30 Jahren. Nun erweckt Regisseurin Frances O'Connor die Autorin in ihrem intensiven BioPic wieder zum Leben. Dabei nimmt sie sich auf Basis der wenigen biografischen Informationen über die mittlere der 3 Brontë-Schwestern durchaus Freiheiten.
Dirigentinnen-Traum
Zahia Ziouani (Oulya Amamra) und ihre Zwillingsschwester Fettouma wachsen in einer französischen Arbeiterfamilie auf, die aus Nordafrika stammt. Da ihre Eltern klassische Musik lieben, sind sie mit sinfonischer Musik von Kindheit an vertraut. Zahia spielt Viola und Fettouma Cello.
Blick ins Kino: Marktkonforme Meerjungfrau im Kulturkampf
Arielle ist immer noch eine kleine Meerjungfrau. Die Märchen-Prinzessin sehnt sich immer noch nach der Menschenwelt an Land. Und sie riskiert immer noch alles, um ihren Traum zu erreichen. Die Essenz bleibt also bestehen im gleichnamigen Remake von Disneys eigenem Animations-Klassiker „Arielle, die Meerjungfrau“ aus dem Jahr 1989. Auch der Rest der Kindergeschichte – nun in der Südsee angesiedelt – ist mehr oder weniger gleich. Doch diesmal handelt es sich um eine Realverfilmung des Fantasy-Märchens von Hans Christian Andersen.
Drogenproblembär: Der falsche Film zur falschen Zeit
In Südtirol ist „Cocaine Bear“ der falsche Film zur falschen Zeit. Pietätlose Analogien zu heimischen Bärenproblem verbitten sich angesichts des realen Bärenopfers im Trentino. Doch so unglaublich es klingen mag: Der Hollywood-Film beruht auf wahren Begebenheiten aus dem Jahr 1985, die sich so ähnlich im US-Bundesstaat Georgia zugetragen haben.
Marken-Biopic mit Retro-Flair
Auf der Suche nach verfilmbaren Vorlagen begibt sich Hollywood gerade in seltsame Gefilde. Nicht Romane, Computerspiele oder Vergnügungspark-Attraktionen sind an der Reihe, sondern Markenprodukte. „Air – Der große Wurf“ verfilmt nämlich die Turnschuhe eines Sportartikelherstellern. Genauer gesagt, die Entstehung der titelgebenden Produktlinie des US-Konzern mit dem göttlichen griechischen Namen.
Pubertierender Superheld und eine urlaubsreife Göttin
Dame Helen Mirren braucht Urlaub. In der neuesten DC-Comic-Verfilmung „Shazam! Fury of the Gods“ spielt sie Hespera, eine griechische Göttin auf Rachefeldzug gegen den jugendlichen Titelhelden und überhaupt die ganze Menschheit. So richtig überzeugt von ihrer Mission scheint die 77-Jährige aber nicht zu sein. Da legt ihre kleine Schwester Kalypso, grimmig verkörpert von Action-Star Lucy Liu, schon mehr Ehrgeiz an den Tag. Von Marian Wilhelm
Mit Neuköllner Schnauze
Gropiusstadt ist die Banlieue von Berlin. Vom Namensgeber und Architekturmeister persönlich geplant, als westdeutsches soziales Wohnbauprojekt, wurde es später zum sogenannten sozialen Brennpunkt, ähnlich dem erst kürzlich zu Filmehren gekommenen Pariser „Gagarine“. Einer der Jahrzehnte später hier aufwuchs, ist der deutsche Comedian Felix Lobrecht. 2017 veröffentlichte er seinen autobiografisch gefärbten Roman „Sonne und Beton“.
Familienpizza mit Ameisen
Familienfilme sind der Markenkern des Disney-Konzerns. Doch wie der Familienbegriff, müssen auch die Family Movies mit der Zeit gehen. Die milliardenschwere Marvel-Abteilung im Hause Maus richtet sich primär an Jugendliche und junge Erwachsene. Doch bei aller bedeutungsschwangeren Epik der anderen Avengers gibt es mit dem Ant-Man auch einen Mann fürs Leichte und Familienfreundliche. Nun kehrt er in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ zurück, erneut unter der Regie von Peyton Reed.
Blick ins Kino: „TÁR“ von Todd Field – Maestro ohne Taktgefühl
Es sei ein Heimkommen, meinte Regisseur Todd Field, als er seinen Film „Tár“ im Rahmen der Berlinale zusammen mit seinem Team noch ein letztes Mal persönlich vorstellte. Das monumentale Musik-Drama spielt in der deutschen Hauptstadt und ist auch hier gedreht worden. Dennoch war die Weltpremiere bereits vergangenen September beim Filmfestival von Venedig. Und seitdem hat „Tár“ einen ziemlichen Siegeszug hingelegt, bis hin zu 6 Oscar-Nominierungen für einen alles andere als massentauglichen Film.
Blick ins Kino: „Babylon – Rausch der Ekstase“
Babylon liegt im Lalaland. Regisseur Damien Chazelle kehrt nach Ausflügen zum Mond („First Man“) und nach Paris („The Eddy“) wieder dorthin zurück, wo der Film zu Hause ist. Hollywood ist nicht nur ein Hassbegriff des europäischen Bildungsbürgertums. Von Marian Wilhelm
Raus aus dem Knast
Sie warten auf alles vor allem auf die Freilassung. Etienne, ein verkrachter Schauspieler, übernimmt einen Job als Leiter einer Gefängnistheatertruppe. Und er hat sich in den Kopf gesetzt mit den 5 Häftlingen Kamel, Moussa, Patrick, Alex und Jordan, Samuel Becketts Welterfolg „Warten auf Godot“ einzustudieren, nicht als Resozialisierung sondern als Theaterstück, das auch in einem Theater aufgeführt werden soll. Der Stoff lehnt sich frei an die Erlebnisse des schwedischen Schauspielers und Regisseurs Jan Jönson an, der in einem Hochsicherheitsgefängnis Theaterunterricht gab.
8 Berge und eine Freundschaft
„'8 Berge – Le Otto Montagne'“ ist eine Geschichte über die Freundschaft, aber wir behandelten sie wie eine Liebesgeschichte.“ Das schreibt das belgische Duo Charlotte Vandermeersch und Felix van Groeningen über ihre erste gemeinsame Regie-Arbeit. Sie hatten bereits vor 10 Jahren für das Drehbuch zum großartig-heftigen Musik-Beziehungs-Drama „The Broken Circle Breakdown“ zusammengearbeitet. Nun hat die beiden, die auch privat ein Kind und eine Beziehung verbindet, die Pandemie zur gemeinsamen Regie geführt. Ein Kommentar von Marian Wilhelm.
Käpt'n Cameron jagt die Na’vi und die Dollars
Hypes sind eine trügerische Angelegenheit! James Cameron brach mit seinem ersten Avatar-Film 2009 einen Haufen Rekorde. Nach Corona-Schäden an der Institution Kino verknüpfen sich zudem mehr als finanzielle Erwartungen mit dem größten der wenigen Blockbuster nach der Pandemie. Ein Kommentar von Marian Wilhelm.
„Call Jane“: Kampf ums Recht auf Abtreibung
Das Recht auf Abtreibung ist eine der emanzipatorischen Errungenschaften der 1970er. Dass es auch hierzulande noch immer nicht einfach für Frauen ist, eine Schwangerschaft abzubrechen, wird immer wieder diskutiert. Wie das Leben einer Frau ohne dieses Recht aussieht, zeigt nun das Drama „Call Jane“ auf eindrückliche Weise. Es spielt im August 1968, und die Anwalts-Ehefrau Joy ist zum zweiten Mal schwanger. Doch dann kollabiert sie beim Tanzen vor den Augen ihrer Teenager-Tochter. Die Schwangerschaft hat eine Herzschwäche ausgelöst und ist ein lebensbedrohliches Risiko. Doch damals ist in ihrer Heimat Illinois die Situation nicht viel anders als in Südtirol. Männer entscheiden über ihren Körper; ein Gremium bewilligt den Antrag ihres Arztes auf Abbruch nicht, ihre Überlebenswahrscheinlichkeit sei zu hoch.
„Hallelujah“: Ein religiöser Sex-Song
Musikfan Peter Handke hätte den Literaturnobelpreis eher Leonard Cohen gegeben als Bob Dylan, meinte er einmal, lange bevor er ihn dann selbst bekommen hat. Leonard Cohen war ja immerhin zuerst Dichter, bevor er mit über 30 auch zum charmanten Balladen-Sänger wurde. Kurz nach dem Nobelpreis für Dylan starb Cohen dann. Die Doku „Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song“ erzählt das Leben des 2016 verstorbenen Kanadiers nach, und zwar anhand seines berühmtesten Songs.
Mehr laden